© by Herbert Grebe 2000
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Der Text ist aus dem Orginal Sütterlin übersetzt und wurde nicht verändert.
Matr. Art. Friedrich Grebe

Mein Reisebericht
Nach Tsingtau-China
Vom 9. Januar bis 21. Februar 1909
Vom Heimatland
zum Chinastrand
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Tsingtau den 1. Oktober 1909
Nach China
Am 9. Januar des Jahres 1909 nahmen wir von unseren lieben Cuxhaven Abschied, um in China für zwei Jahre eine neue Heimat zu beziehen und den 1906ern eine willkommene Ablösung zu sein.
Mit Sang und Klang wurden wir zum Bahnhof begleitet. Hier verabschiedeten wir uns von den Inspektor der Küstenartellerie und des Minenwesens. Jetzt noch ein Hurra für unsere zurückbleibenden Kameraden und unsere Reise hatte begonnenen. Die äußerst fidele Fahrt nach Wilhelmshaven wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Mittags gegen elf Uhr kamen wir glücklich in Wilhelmshaven an.

Wir fuhren direkt auf die Mole, wo zwischen Linienschiffen und Kreuzer, der Dampfer Spreewald lag, der für sechs Wochen unsere Heimat sein sollte. Am äußeren Schmuck des Schiffes, über die Toppen geflaggt konnte man erkennen, das es zu einen besonderen Zwecke in See gehen sollte. Auch eine mächtige Rauchwolke verriet, das der Dampfer zur Abfahrt klar lag. Eltern nahmen Abschied von ihrem Sohn, die Braut von ihren Bräutigam mit Tränen in den Augen, der Freund vom Freunde. Kameraden erschienen um der Abfahrt beizuwohnen und den scheidenden ein letztes Hurra zurufen zu können. Nachdem alle an Bord befindlichen, nicht zum Transport gehörigen Personen um 3 Uhr das Schiff verlassen hatten wurden die Trossen losgeworfen und der Dampfer langsam zur Schleuse geschleppt.
Hier bestieg der Stationschef, Admiral von Fischel noch einmal den Dampfer und wünschte uns allen eine glückliche Reise und ein frohes Wiedersehen. Unseren zurückgebliebenen Kameraden riefen wir drei Hurras zu, die herzlichst erwidert wurden. Langsamen bewegte sich der Dampfer dem offenen Wasser zu. Die Kapelle des II.S.B. und II-M.D. und eine Ehrenkompanie hatte Paradeaufstellung genommen. Die Kapellen spielten die verschiedenen Weisen: "Nun ade du mein lieb Heimatland. Muß ich denn. Wer weiß ob wir uns wiedersehen und anderes mehr.

Solange als nur irgendwie möglich war, wurden zwischen Schiff und Land Grüße durch Tücher schwenken gewechselt. Nun noch ein letztes Hurra und der Dampfer Spreewald fuhr im Jadebusen mit seinen 800 Passagieren an Bord. Sobald das Schiff die offene Fahrstrecke erreicht hatte ging es mit voller Kraft voraus.
Leb wohl du schöne Heimat, du bist jetzt vergessen. Gegen fünf Uhr begann das bekannte Backen und Bänken (Essen holen).
Ich begab mich unter Deck um mein Abendbrot zu verzehren. Nach demselben begab ich mich an Oberdeck um die Lage zu peilen. Aber wehe an Deck standen schon etliche, welche von der Seekrankheit befallen waren. Viele die es nicht waren, wurden es aber bei dem Anblick eines Seekranken. Das es an Späßen nicht fehlte, ist wohl klar.
Die Seefesten empfahlen den Kranken, Mittel zur Bekämpfung des Übels, doch wurden diese von ihrer Krankheit nicht befreit, sondern im Gegenteil verschlimmerte sich ihr Zustand.
Ich hatte hier noch Glück, wir kommen noch in den Golf von Biscaja. Bevor ich diesen Tag beschließe will ich noch einiges über das Schiff und dessen Einrichtung erzählen.
Spreewald hat eine Wasserverdrängung von 8000 t und läuft 11-12 sm. Die Mannschaften waren in vier Räumen untergebracht und schliefen in Kojen. Während der Fahrt durch die Tropen schlief ein Teil der Leute an Deck. Für die Kranken stand ein Lazarett im Oberdeck zur Verfügung. Um 9 Uhr war Schluß des ersten Tages.
Sonntag der 10. Januar
Am Morgen war um 6 Uhr Reise-Reise (Aufstehen). Wir befanden uns in der etwas unruhigen Nordsee. Nichts desto weniger hatte ich die erste Nacht an Bord geschlafen wie ein Bär.
Montag der 11. Januar
In der Nacht vom 10./11.1. passierten wir Dover-Calais. Durch überschreiten dieser Linie hatten wir die heimischen Gewässer verlassen und fuhren jetzt in außerheimischen Gewisseren. Wir kamen der englischen Küste nahe und konnten die Leuchtfeuer der Promenadenbeleuchtung wahrnehmen.
Dienstag der 12. Januar
Heute befinden wir uns im Golf von Biscaja, der bei den Seeleuten wegen seiner heftigen Stürme gefürchtet ist. Durch die unruhige See waren die Bewegungen des Schiffes derart, das auf Bachbord wie auf Steuerbord Laufleinen gezogen werden mußten, um ein gehen an Bord zu ermöglichen. Wer bisher von der Seekrankheit verschont geblieben war bekam sie aber hier und ganz ist wohl keiner verschont geblieben.
Mittwoch der 13. Januar
Noch immer im Golf. Mächtig braust das Meer und die Gischt zischt gegen die Seitenwände des Schiffes, das die Bulleys geschlossen werden mußten. Die 5000mtr. Meerestiefe und der über Nacht aufgekommene Sturm taten das ihrige, den Kasten eine schlingernde Bewegung zu geben.
Sind wir in einem Tal, so können wir nicht über den Kamm der Welle hinweg blicken. Es wird alles durcheinander geworfen. Dort steht einer und klagt über Kopfschmerzen, hier sitzt einer mit kreidebleichen Gesicht und wartet auf den Moment wo er mit affenartiger Geschwindigkeit an die Reeling stürzen, und den Gotte Neptun seinen Tribut zahlen kann. Alles hat die Seekrankheit.
Donnerstag der 14. Januar
Der heutige Tag sah uns an der Küste von Portugal, bei ziemlich ruhiger See. Die Kranken schöpften wieder neuen Mut, was am besten an den zunehmenden Appetit zu konstatieren war.
Um 12Uhr passierten wir Lissabon und steuerten gegen 9Uhr p.m. dicht an Lande am Kap St. Vincenz vorbei. Steil fällt hier die Küste ins Meer ab, eine Signalstation und ein Leuchtturm grüßen vom Kap herüber. Der malerisch schöne Anblick der Küste lies wohl in manchen den Wunsch aufkommen, hier möchte ich an Land gehen, doch unser Ziel lag im Fernen Osten und mußte schnell erreicht werden. Wir fuhren nun in ca. 2000mtr Entfernung die spanische Küste längs. Rastlos arbeiteten die ungeheuren Maschinen, uns immer weiter abbringend von den heimischen Küsten.
Freitag der 15. Januar
Heute um 2 Uhr passierten wir Gibraltar. Steuerbord hatten wir die afrikanische Küste liegen. Die südliche Temperatur machte sich hier schon bemerkbar, und ein Aufenthalt an Deck war daher sehr angenehm. Die See war Tiefblau, im Gegensatz zum Golf von Biscaja, wo sie in grüner Tönung schimmerte. Die marokkanische Küste war deutlich sichtbar mit der Hauptstadt Tanger, welche sich immer mächtiger entwickelt. Europa und Afrika nähern sich hier bis auf 18 Kilometer.
Nun endlich sahen wir auch die langersehnte Festung Gibraltar. Plötzlich steigt vor uns ein mächtiger himmelanstrebender Felsblock fast senkrecht in die Höhe, scheinbar Himmel und Meer mit einander verbindend. Der ganze Felsblock ist ausgehöhlt, zu Kasematten und Geschütztständen umgebaut. Viele schwere Geschütze richteten ihre Mündungsrohre drohend auf die See. Die Zahl derselben soll der Jahreszahl die wir jetzt schreiben entsprechen.
Weit drüben grüßt die englische Signalstation zu uns herüber. Freundlich grüßen sich hier Russen, Japaner, Deutsche, Engländer, Österreicher und Franzosen durch Hissen der Wimpel. Nachdem Gibraltar passiert war, nahmen wir südlichen Kurs und fuhren bei glatter See an der Südküste Spaniens vorbei. Die schneebedeckten Kuppen der Sierra-Nevada (3400 Meter) leuchten zu uns herüber. Die südliche Provinz Spaniens Granada wird von der Gebirgskette der Sierra-Nevada durchzogen, ist eine der schönsten und Fruchtbarsten Provinzen Spaniens und birgt unter anderem das Schloß Alhambra, ein altertümliches Schloß aus dem Jahre 1200. Allmählich entschwindet die spanische Küste unseren blicken und das weite Mittelmeer dehnt sich vor uns aus.

Sonnabend der 16. Januar
Heut gelangten wir wieder in die Nähe der afrikanischen Küste. Die See war ruhig und Tiefschwarz. Am Horizont sahen wir die Kuppen des Atlas-Gebirges. Um 9 Uhr abends passierten wir die französische Stadt Algier (zirka 250000 Einwohner) die sich längs der Nordküste hinzieht. Herrlich war der Anblick der hell leuchteten Stadt. Algier ist bekannt durch die Fremdenlegion, in welcher auch mancher Deutsche sein trauriges dasein fristet. An diesen Tage hatte wir zum ersten Male die Gelegenheit die bekannten Schreinsfische oder Delphine und gierige Haie zu sehen. Sie hielten sich zu beiden Seiten des Schiffes, mit Vorliebe aber in den Bugwellen auf. Von Zeit zu Zeit schnellten sie aus dem Wasser empor und verschwanden ebenso schnell wieder in dem Schaum der Wellenköpfe. Das Ganze war ein interessantes Schauspiel dem man stundenlang zusehen konnte.
Sonntag der 17. Januar
Am Morgen dieses Tages passierten wir die Insel Pantellera und am nachmittag die Stadt Tunis. Pantellera ist eine italienische Strafkolonie. Die steinige Küste mit ihren zerstreut liegenden kleinen Häusern macht einen unfreundlichen Eindruck. Auf 2000mtr zeigte sich Algiers Küste, der Schneebedeckte Atlas erglühte in wunderbar-leuchtender Farbe, ähnlich dem Alpenglühen. Gestört wurden wir in unseren Betrachtungen durch den Schiffsgottesdienst.
Montag der 18. Januar
Heute gegen 10 Uhr a.m. passierten wir die Insel Malta. Malta ist bekannt durch seine Maltakartoffeln. Auch ist es der Hauptliegehafen des englischen Mittelmeergeschwaders. Die Kasernen liegen abgesondert von der Stadt auf einer Anhöhe. Bei Malta liegt auch die Insel Kopa mit der malerischen Stadt La Valetta, über welcher eine mächtige englische Festung droht. Mit der Signalstation wurden die üblichen Begrüßungen gewechselt. Auf Backbordseite konnten wir die Ausläufer der Insel Sizilien bemerken.
Dienstag der 19. Januar
Dieser Tag brachte uns ruhiges Wetter und klare See.
Mittwoch der 20. Januar
Wie am 19. Januar

Donnerstag der 21. Januar
Heute ist alles gespannt und aufgeregt, denn wir sollen in Port-Said einlaufen. Gegen 9 Uhr am Morgen wird das bisher dunkelblaue Wasser der See schmutzig-gelb. Ein sicheres Zeichen, das wir uns im Bereiche des Nil befinden. Um 10 Uhr ist Land in Sicht. Um 11 Uhr ruft die Sirene den Lotsen an Bord, welcher den Dampfer sicher durch die Bojen in den Hafen bringen soll. Transportdampfer Rugia, welcher das I.II.S.B nach Ostasien brachte lag auf Backbordseite vor Anker, klar zum Auslaufen. Bei unserer Einfahrt spielte die Kapelle auf Rugia "Ich bin ein Preuße kennt ihr meine Farben", wir dankten ihnen und wünschten eine glückliche Reise durch ein donnerndes Hurra. Je weiter wir uns unseren Anlegeplatz näherten, um so langsamer ging es vorwärts, bedingt durch die weit in das Meer hinausgebauten Molen, welche den Hafen sowie den Suez-Kanal vor Versandung schützen sollen. Auf einer dieser Molen ist das Denkmal des Franzosen Lessep zu sehen, der Erbauer des Suez-Kanals. Dem Bau des Kanals dankt Port-Said seine Entstehung (1860). Am Kai stehen die Verwaltungsgebäude des Kanals, im Hafen selbst ist ein reger Verkehr, Dampfer und Lastboote durchkreuzen denselben, Bagger waren in voller Tätigkeit. Kleine Schaluppen beladen mit Südfrüchten und anderem, umgaben zu Hunderten unseren Dampfer. Die Händler warfen ihre Leinen an Bord und in strohhutförmigen geflechten wurden Ansichtskarten, Apfelsinen, Datteln, Bananen, Nüsse, Mandarinen, Kokosnüsse, Zigarren, Zigaretten, Schokolade, Schmuckgegenstände und so weiter an Bord geheisst.
Ein Fallreep wurde an Steuerbordseite klariert und nun ging es per Boot an Land. Port-Said macht vom Hafen aus gesehen, einen ganz netten Eindruck. Kommt man jedoch erst in die Stadt hinein, so starrt es vor Schmutz. Die Kinder laufen zerrissen und barfuß auf der Strasse herum. Die Männer teils in Hosen, teils in Röcken. Als Kopfbedeckung tragen Sie einen roten Fez mit einer schwarz-seidenen Kordel. Der Gang der Leute ist faul und träge, jedoch die Frauen sind Verhaeltnismäßig schön und haben sehr lebhafte dunkle Augen. In den Strassen herrscht ein Leben wie auf einem Volksfeste, Tief verschleierte Frauen, Türken, Griechen, Franzosen, Engländer und Deutsche, alles bunt durcheinander, wie Kraut und Rüben, wogt auf und nieder.
Dazwischen kam die elektrische. Ein Unikum ist dieses Gefährt, der Wagen bestehend aus Achsen, Rädern einem eisernen Aufbau einigen Bänken mit Sonnendeck. Davor als treibende oder ziehende Kraft ein paar abgedroschene Mulis, welchen die Knochen aus der Seite standen und die Zunge fast am Boden hing. Der Kutscher (Führer) paßte samt den Fahrgästen zu der ganzen Aufmachung. Ja stellenweise fehlten sogar die Schienen.
Nach einem Rundgang um die Stadt kehrten wir in dem Hotel Continental ein, wo eine Zigeunerkapelle mit deutschen Gassenhauern ihr Unwesen trieb. Nachdem einige Flaschen Rotwein gelenzt waren, mußten wir leider wieder an Bord. Während unserer Abwesenheit hatte die Besatzung des Dampfers einen großen Scheinwerfer an Bord genommen, den jedes Schiff bei der durchfahrt des Kanals führen muß. Zu diesem Zwecke haben sich in Port-Said eine englische und eine deutsche Gesellschaft/ A. E. G. Ansässig gemacht.
Nachdem der Lotse an Bord gekommen war, gingen die Anker auf und das Schiff bewegte sich langsam aus dem Hafen in den Suez-Kanal. Die Fahrt durch denselben geht sehr langsam wegen der geringeren Breite und Tiefe des Kanals. Der Kanal ist 164 km lang, und 60 bis 80 Meter breit.
Steuerbordseite hatten wir die afrikanische Küste, die mit Palmen an den Ufern bewachsen war, während an Backbordseite die arabische Küste lag. Sie ist nur eine endlose Sandwüste.
Freitag der 22. Januar
Am Morgen des 22. Januars lag die erste Hälfte des Kanals glücklich hinter uns. Glücklich insofern, das wir nicht auflaufen und nicht abgeschleppt zu werden brauchen. Schiffe, welche binnen 24 Std. nicht mehr flott zu machen sind, werden gesprengt. Um 7 Uhr 30 passierten wir die auf afrikanischen Boden liegende Station Josef und Maria. Die breitesten Stellen des Kanals sind der Große und Kleine Bittersee, welche den Schiffe als Ausweichstellen dienen. Heute hatte ich die Gelegenheit eine lagernde Karawane zu beobachten. Um 1 Uhr 30 war der Kanal passiert und der Dampfer ging im Golf von Suez vor Anker. Der Scheinwerfer wurde abgegeben und der Lotse ging von Bord. Ebenso wie in Port-Said umschwärmten hier die Händler den Dampfer, nur mit dem Unterschiede, das Sie bedeutend frecher waren. Aus Übermut schlugen wir einen Hydranten an und gaben ihnen plenti Wasser aufs Haupt. Wasser können sie schlechter vertragen als Schläge und dadurch waren wir Sie bald los.
Auf arabischer Seite lag das Sinai-Gebirge mit der Sinai-Spitze, dem Berge der mosaischen Gesetzgebung. Auf Ägyptischer Seite lagen die Berge des Djebel-Jenassib und Gjebelghrib, Durch deren Schluchten die Kinder Israels ihren Weg genommen haben sollen. Um 2 Uhr 30 wurden die Anker gelichtet und im Laufe des nachmittags gelangte wir in das Rote Meer.
Sonnabend der 23. Januar
Die Temperatur ist heute bis auf 40 Grad gestiegen. In Folge dessen liefen wir barfuß und nur mit der Hose und dem Hemd bekleidet an Deck herum.
Sonntag und Montag, der 24. und 25. Januar
Die Hitze ist ständig im zunehmen. Zur Erfrischung wird in großen Sonnensegeln an Deck gebadet. Durch dieses Baden mit Salzwasser holten sich viele den roten Hund. Schmerzhaftes
Jucken am ganzen Körper, rote Flecken. Diese und die folgenden Tage waren die schlimmsten der ganze Reise. Unter Deck war es glühend heiß, die Nacht brachte nur wenig Abkühlung und an Oberdeck schlafen wollte ich nicht. Denn Folgeerscheinungen hiervon blieben nicht aus, Durchfall und Erkältungen waren an der Tagesordnung. Vor 11 bis 12 Uhr nachts bin ich nie zu Bett gegangen, nur um nicht zu lange unter Deck zu sein.
Dienstag der 26. Januar
Vormittags 11 Uhr passierten wir die Inselgruppe der Zwoelf Apostel und gelangten in die Strasse von Bab-Belmandeb. Diese ist die Fahrstrasse zwischen dem Festland Arabien und der stark befestigten Insel Perim, und verbindet das Rote Meer mit dem indischen Ozean.
Am Abend desselben Tages gelangten wir in den Golf von Aden, der für unsere Marine eine traurige Bedeutung hat. Es war im Juni des Jahres 1885 als die Kreuzerkorvette Augusta von Perim, kommend mit Kurs auf Aden im Golf spurlos verschwand. Um 8 Uhr passierten wir die schöne Stadt Mokka, die leider in Verfall begriffen ist.
Mittwochs der 27. Januar
Um 7 Uhr am liefen wir in Aden ein, um einen Kranken auszuschiffen, der dem englischen Garnison-Lazarett überwiesen werden sollte. Der Aufenthalt war daher ein sehr kurzer. Die Händler boten uns Pfauenfedern, Geweihe von Antilopen, Straussenfedern und Sägen von Sägefischen an. An diesem Tage feierten wir durch Teaterspiel und einem herzhaften Trunk den Geburtstag seiner Majestät.
Donnerstag der 28. Januar
Gegen Mittag passierten wir die Insel Soeotda (englisch) und an Steuerbordseite die Insel Quardafei mit seinem mächtigem Leuchtturm, der uns die letzten Grüße aus Afrika zu blinkte.
Freitag der 29.1. bis Sonntag der 31.1.
Wir hatten an diesen Tagen eine ruhige See und sehr warmes Wetter. Ich hatte Gelegenheit verschiedentlich fliegende Fische zu beobachten.
Montag der 1. Februar
Heute passierten wir die Inselgruppen der Lakkativen. Die Inseln sind bis an ihre Ufer mit Urwald bedeckt und stechen mit ihrem Grünem Schmuck vorteilhaft ab.
Dienstag der 2. Februar
Nun sind wir schon drei Wochen unterwegs und haben noch die gleiche Strecke vor uns. Man begreift erst jetzt, was für eine Reise wir zu machen haben. Am Nachmittag konnten wir einen Teil der Küste von Südindien wahrnehmen.
Mittwoch der 3. Februar
Gegen 4 Uhr Nachmittag bekamen wir Land in Sicht, die bekannte Insel Ceylon mit der Staat Colombo. Gegen 6 Uhr liefen wir in den Hafen ein und ankerten zwischen japanischen und englischen Dampfern. Weit in die See hinaus gebauten Molen an denen sich die Brandung bricht, bieten den Schiffen genügende Sicherheit gegen zu starke See.

Donnerstag der 4. Februar
Des morgens um acht wurden wir durch Boote an Land gebracht. Die Stadt macht einen guten Eindruck. Die Strassen sind gut angelegt und sauber gehalten, teilweise mit Palm-Alleen bepflanzt. Gleich nach unserem Eintritt in die Stadt kamen wir an dem Denkmal der Königin Viktoria vorüber. Nach einem Besuch des Museums begaben wir uns in den bei der Stadt liegenden Botanischen Garten (Viktoria Anlagen). Hier wird man sich erst so recht bewußt, das man in Fremden Lande weilt, die tropischen Natur kommt zur vollen Geltung. Palmenhaine unterbrochen von Brotfrucht-Kaffeebäumen wechseln mit lang ausgedehnten Bambus Wäldern ab. Die Vegetation ist unbeschreiblich üppig. Auf unseren rückwege zur Stadt besuchten wir einen mohammedanischen Tempel und begaben uns durch das Eingeborenen Viertel auf den nächsten weg nach einem Hotel. Hier hatten wir Zeit uns von dem gang durch das Eingeborenen Viertel zu erholen. Denn so sauber der europäische Teil ist, so schmutzig ist diese Ecke. Vor den niedrigen Hütten liegen die Bewohner groß wie klein halbnackt und so schmutzig, das einem unwillkürlich der Gedanke kommt der Schmutz soll die Kleidung ersetzen. Die Handwerker betreiben ihr Gewerbe auf der Strasse, und bieten dem vorübergehenden ihre Erzeugnisse zu wohlfeilen Preisen an.
Für den Europäer direkt auffällig sind die Frauen, von Gestalt sehr klein, jedoch voll entwickelt und mit zwoelf bis fünfzehn Jahren verheiratet. Dieses alles aber war in einen Dunst gehüllt, der für eine Europäernase nicht geeignet ist. Um den schlechten Geruch und die trockene Kehle zu vertreiben wurde ein kräftiger Schluck genommen. Kräftig auch insofern als das Glas Bier 60 cents kostet und das Glas zur Hälfte mit Eis gefüllt war. Nachdem wir das Hotel verlassen hatten, stiegen wir in eine Rickschah und fuhren durch die Stadt. Wobei noch verschiedenen Etablissements ein Besuch abgestattet wurde. Um 7 Uhr mußten wir an Bord zurück und um 9 Uhr p.m. verließ der Dampfer den Hafen.
Freitag der 5. Februar
Heute ist nichts mehr zu sehen von dem schönen Colombo, und die mitgebrachte Munition ist auch bald alle.

Samstag der 6. Februar und Sonntag der 7. Februar
Am Samstag war nichts Neues zu bemerken. Jedoch der Sonntag brachte ein schweres Gewitter, welches sich wie in den Tropen üblich mit furchtbarer Gewalt entlud. Mittags passierten wir bei sehr bewegter See die Insel Gruppe der Nieobaren.
Montag der 8. Februar
Heute gelangten wir in die Strasse von Malaga. Steuerbordseite hatten wir die bekannte Insel Sumatra, Backbordseite Hinterindien. Sumatra ist bevölkert von den kriegerischen Alt-Chinesen, Kopfjäger, genannt, welche sich bis heute den Holländern noch nicht unterworfen haben.
Dienstag der 9. Februar
Gegen Nachmittag passierten wir die Insel Jaea.
Mittwoch der 10. Februar
Um 9 Uhr kam uns Singapur in Sicht. Dieses ist die südlichste Spitze, die wir erreichten. Singapur liegt 1 1/2 Grad über den Äquator. Man sollte an nehmen, das unter dieser bereite die Wärme ganz empfindlich sei, doch dies war nicht der Fall. Zur Zeit herrschte die regenperiode und dadurch wurde die Temperatur sehr beeinflußt. Den Hafen selbst liefen wir nicht an, doch wurde unsere Post durch einen Schlepper der Hamburg-Amerika-Linie abgeholt. Im Hafen lag der kleine Kreuzer Niobe, welcher uns durch Signale eine glückliche Reise wünschte. Von jetzt ab hielten wir nördlichen Kurs und steuerten den chinesischen Meeren zu.
Donnerstag der 11. Februar
Heute befinden wir uns im südchinesischen Meer und die Temperatur wurde merklich kühler.
Freitag der 12.2. bis Sonntag den 14. Februar
Wir Dampfen der chinesischen Küste entlang. Sie fällt zum Meeresspiegel steil ab und besteht aus roten Sandstein. Damit uns die Zeit nicht zu lang wurde, erhielt ich mit noch mehreren Kameraden den Auftrag dem Bootsmann zu helfen. Dieser Hauptmacher an Bord stellte uns, mit einigen alten Kratzern ausgerüstet, an den Aufbau vor der Kommandobrücke zum Farbe abkratzen. Nach dreitägiger angestrengter Arbeit bekamen wir zur Belohnung eine Schachtel Zigaretten, welche wir in Deutschland für zehn Pfennig kauften konnten, eine echte Seemansmarke.
Montag der 15. Februar
Eine große Anzahl von Dschunken und Sampans begegneten uns heute, ein Zeichen, das eine Stadt in der Nähe sein muß, doch konnte ich leider den Namen nicht erfahren.
Dienstag der 16. Februar
Um 6 Uhr morgens liefern wir in den Hafen von Hongkong ein. Eine Stunde später wurden wir schon zum anland gehen ausgeschifft. Unser Kutter kreuzte geschickt zwischen den im Hafen liegenden Kriegs-und Handelsschiffen aller Nationen der Anlegestelle zu. Hongkong hat eine herrliche Lage und ist Terrassenförmig an die Abhänge des 600 Meter hohen Peak gebaut.
Wir begaben uns durch die Stadt zur Station der auf den Peak führenden Drahtseilbahn. Sie ist die steilste Bahn der Welt ihrer Art. Oben von den Gipfeln des Berges aus hatten wir den ganzen Hafen vor uns liegen, und erfreuten uns an den herrliche Panorama. Auf halber Höhe des Berges liegen englische Kasernements.
Die Soldaten waren gerade beim Fußball spielen, Diskus werfen und Signaldienst. Nach dem wir die Stadt wieder erreicht hatte, suchte ich mit einem Hamburger Kameraden einen ihm bekannten Hotelier auf.
Nach einigen querzügen hatten wir auch glücklich das Hotel aufgespürt. Das unverhoffte freundliche wiedersehen wurde auch dementsprechend gefeiert. Bevor das wir an Bord mußten führte uns der Wirt in den verschiedensten, für uns interessanten Punkten herum. Hierbei hatten wir auch Gelegenheit das Europäer-Viertel und die Eingeborenen Stadt (Chinesenviertel) eingehend zu besichtigen.
Wie überall ist auch hier die Europäer-Stadt sauber und großzügig angelegt, während das Chinesen-Viertel nicht schmutziger sein könnte. Als die Zeit zum anbordgehen näher rückte, versahen wir uns mit Mandarinen und Apfelsinen, die wir hier sehr billig kauften.
Um 6 Uhr verließ das Schiff den Hafen und wurde uns so das gastliche Hotel unseres Hamburgers auf zwei Jahre aus den Augen gerückt.


Mittwoch der 17. Februar bis Freitag den 19. Februar
Kurz nach Verlassen von Hongkong wurde das Wetter schlecht und die See unruhig. Auf der Höhe von Hue passierten wir eine chinesische Fischer-Flottille von mindestens tausend Fahrzeugen. Ich hatte dieses zu beobachten besonders Gelegenheit, da ich gerade Wache an der Rettungsboje Achtern hatte.
Samstag der 20. Februar
Uns wurde bekannt gegeben, das wir heute in die Kiautschoubucht einlaufen sollten. Um 11 Uhr abends sahen wir den ersten deutschen Leuchtturm. Ich dachte bei mir, das Leuchtfeuer sieht ganz schön aus, aber viel schöner müßte aussehen, wenn ich es schon wieder im Rücken liegen hätte.
Dieser liegt ca. 2 See Meilen vor Tsingtau , auf dem vereinzelt im Meer liegenden Felsen Schau-lin-Tau. Wir fuhren bis auf die Außen-Reede und mußten dort vor Anker gehen, da um diese Zeit kein Lotse für den Dampfer zu haben war.

Sonntag der 21. Februar
Das Wecken heute morgen brachte uns sehr flink aus unseren Kojen und an Oberdeck. Wasser zum Waschen gabs diesen Morgen nicht, denn die Temperatur war ca. 10 Grad unter Null und die Leitung dicht gefroren. Auf Steuerbordseite lag unser Ziel, Tsingtau. Es zieht sich an der ganzen Bucht entlang.
Um 6 Uhr kam der Lotse an Bord und nun gings mit kleiner Fahrt nach dem eigentlichen Hafen. Kurz vor dem Hafen liegt der Leuchtturm Juni-san. Dieser wie der Leuchtturm Schau-lin-Tau sind die Anpeilpunkte für die Fahrtrichtung des Schiffes. Um 8 1/2 Uhr langten wir in dem Hafen an, legten an Mole II fest.
Zu unserem empfange war die Kapelle M. A. aufgebaut und empfing uns mit den üblichen Liede "Alle Vögel sind schon da".
Trotz der großen Kälte spielten die Musikanten tapfer darauflos aus Freude, das die lang ersehnte Ablösung hier war. In Divisionen, zogen mit Musik die jüngsten Kolonisten Tsingtaus nach den Iltis-Kasernen. In unserer neuen Behausung gefiel es uns sehr gut, trotzdem wir auch auf dem Speicher einquartiert waren, denn die Hauptsache war, wir erhielten hier wieder eine ordentliche Kost und nicht wie auf Spreewald dauernd Salzfleisch mit dicker Sause.
Innerhalb 6 Tagen war der Dampfer zur Heimreise wieder klar und erfolgte nachmittag 1 Uhr die Einschiffung der Reservisten. Mit gemischten gefühlen winkten wir den scheidenden Kameraden ein letztes Lebewohl zu, als er stolz mit dem Heimatwimpel den Hafen verließ. Für uns begann das alte Leben von Cuxhaven wieder. Bei Anfertigung dieser Reisebeschreibung zeigt der Kalender den 29. Dezember 1910 und erwarte ich mit Sehnsucht den berühmten dicken Dampfer der am 16. Februar hier eintreffen soll. Es ist der Dampfer Neckar von dem Norddeutschen Lloyd.









Pu Yi kam 1902 auf den Thron und wurde nach der demokr. Revolution von
1911 unter Sun Yatsen im Jahre 1912 gestürtzt.

